Schwinn Sting-Ray fürs Kind – Teil 2

Ein Gastbeitrag von Adam G. (Dänemark) aus dem hot50s-Forum

Fortsetzung von Teil 1

Nun hatte ich voll den Narren an diesen „Scheiß-Fahrrädern“ gefressen. Vor Jahren hatte ich mal einen sagenhaft seltenen Bausatz einer Sting Ray auf einer Modellbau-Ausstellung gesehen. Seitdem wollte ich auch so’n Ding.

Foto: Schwinn, Quelle: https://www.kroger.com

Die Originalen aus den 60er und 70er Jahren sind auf dieser Seite des Planeten extrem dünn gesät. Ich habe in all den Jahren, wo ich die Dinger beobachte, noch keine originale Krate oder Sting-Ray hier gesehen und auch die Wiederauflagen werden nur sehr, sehr selten angeboten.

Hier in Dänemark geht es noch halbwegs. Alle 6 bis 12 Monate taucht mal eine auf, aber es ist immer die Grey Ghost (Silber) und in zwei Geschmacksrichtungen: eine Ältere aus den 90ern mit einer Trommelbremse vorne und eine Neuere von 2004/2005 ohne Bremse, was das Aussehen des Fahrrads meiner Meinung nach kaputt macht. Man muss dazu sagen, dass die Dinger in USA immer wieder aufgelegt werden. Bei Schwinn kosten die so 600 Dollar und man kann/konnte die wohl mit Alufelgen bei Walmart (oder wie’s da drüben heisst) schon für 200 Dollar haben. Aber allgemein gilt auch für die Wiederauflagen: je älter, desto besser.

Wie auch immer, um November 2023 rum ist eine ordentlich patinierte „Pea Picker“ hier ein den Kleinanzeigen aufgetaucht. Und zwar eine mit Trommelbremse. Preispunkt: um die 300 bis 350 Euro. Viel zu viel für ein Fahrrad, dass ich selber niemals fahren werde, weil zu fett und zu alt. Ausserdem stand die in Kopenhagen und da ist die teuere Brücke zwischen – dann kann die auch in Norwegen stehen. Anfang Mai 2024 ist die Anzeige verschwunden und am 7 Mai gab’s eine Mail, dass es eine Preisreduzierung gegeben hat. Die „Pea Picker“ soll nun 150 Euro kosten. Besser! Da kann man die so irgendwo in der Nähe von einem Hunni schießen. Aber wie holen?

Da kam mir unverhofft meine Freundin „Volvo Ellen“ zu Hilfe. Sie sollte nach England für 3 Tage und flog aus Billund, landete aber in Kastrup und sollte mit dem Zug Heim. Die Idee: Sie kommt zu mir, ich fahre Sie zum Flughafen, behalte den 940er Volvo, fahre am Sonntag mit dem Sohn nach Kopenhagen, sehe ob das Fahrrad was taugt, hole die Frau am Flughafen ab und wir fahren zurück. Sie spart sich das Taxi zum Flughafen, den Zug und den Bus nach Hause und dann den Bus auf die Arbeit, wo der Wagen stehen würde. Und wir haben einen Grund, um das Rad zu besichtigen.

Also am 12. Mai 2024 mal eben nach Kopenhagen. Das Rad sah in Natura okay aus. Noch den Preis auf 110 Euro gedrückt, das Teil auf einem Burger King Parkplatz zerlegt, so dass es in den Kofferraum passt, Ellen abgeholt und ab nach Hause – in ungefähr 8 Stunden.

Das Rad wurde als „sehr benutzt, braucht Liebe“ beschrieben. Daheim hat es sich allerdings als „komplett unbenutzt, aber falsch zusammengebaut“ entpuppt. Alles was auf den Bildern wie Rost ausgesehen hat, war nur Staub und dreckiger Ölfilm, mit dem die Chromteile von der Fabrik aus benetzt wurden.

Nun kann das Kind auch eine „Pea Picker“ zum Eiern wählen.


Nun brauchte der kleine Bruder auch ein Fahrrad und eigentlich sollte ich Antons altes Fahrrad wieder flott machen, aber ich bin dann durch die Kleinanzeigen und fand ein 16 Zoll Schwinn „Pixie“. Eins mit aufgedruckten Logos – ergo eine Alte und keine Wiederauflage. Gegen Gebot stand da. Was da noch stand war der Standort – unweit von Flensburg – geht!

Leider hat „Ebay Kleinanzeigen“ beim Wechsel zu „Kleinanzeigen“ im System gesaut und man kann sich jetzt nicht mehr mit einer ausländischen Telefonnummer und einer deutschen E-Mail-Adresse anmelden. Kurz: Ich habe daher kein „Kleinanzeigen“-Account mehr und musste einen Freund bitten mit dem Verkäufer in Kontakt zu treten. Hat dann etwas gedauert weil „macht mir ein Angebot“ immer so’n Quatsch ist, wo die Leute partout nicht sagen wollen, was das Zeug kosten soll. Und da man als Käufer ja so wenig wie möglich ausgeben will und deshalb niemals zu viel bieten wird (wie es sich der Verkäufer vielleicht erhofft), zieht es sich in die Länge.

Dann galt es noch Zeit zu finden, wo der Verkäufer vor Ort ist, um das Ding auszugeben. Ich musste dann mal nach Flensburg, da konnte der Verküfer aber nicht. Ich habe dann gefragt, ob er das Ding bei einem Nachbarn, Oma, Opa, Frau, Freund … lassen kann und ich hole es mir dann ab – aber nein, geht nicht. Andere Vorschläge? Ich – ausgehend davon, dass man sich in Deutschland nicht so gegenseitig traut wie hier – würde das Rad mit einem Zahlenschloss an eine Straßenlaterne meiner Wahl ketten und das Geld in den Briefkasten haben wollen. Aber nope, keine Ideen. Nun gut, steckst nicht drin. Mal schauen wann es wieder klappt, und ob das Rad dann noch da ist.

Wie der Zufall so wollte, waren Freunde von mir ein Paar Tage in Hamburg. Ob die das Ding einpacken könnten? Klar, warum denn auch nicht. Also den Verkäufer angeschrieben. Ja, Dienstag nach 16:30 Uhr geht klar. Soll ich das Geld überweisen? Nee, bar bei Abholung. Fuck! Also noch einen Freund angeschrieben der die gleiche Bank hat wie ich und bei der mich Sofort-Überweisungen nix kosten, die Kaufsumme an ihn überwiesen und der hat das Geld dann nach Hamburg zu den Freunden weitergeleitet – via Mobile Pay (was so’n dänisches PayPal ist, den ich nicht habe, weil ich dann das Internet leerkaufen würde).

Dann kam das Ding an. Ziemlich genial! Musste nur etwas justiert werden und der Vorderreifen ist porös, aber sonst ganz gut. Das Schutzblech vorne ist schon sehr verrostet, aber das mache ich einfach ab, braucht kein Mensch.

Alter Schwede. Wir sind Sammler… Wenn ich das so sehe, verstehe ich warum die Frau etwas mit den Augen gerollt hat…

Das verrostete Schutzblech am Neuerwerb fuer den Juengsten habe ich Gestern wegoptimiert, dabei festgestellt das das ganze Rad nur „handwarm“ zusammengeschraubt wurde, also alles nochmal Auseinander, und wieder zusammen wie ich es mir vorstelle.

Bleibt noch der Vorderreifen, der schon arg verrottet ist. Leider so wie es sein muss, hier kaum oder garnicht zu bekommen, und deshalb werde ich wohl hinten irgendein BMX Breitreifen draufknallen, und den rumtauschen. Vielleicht noch das Schutzblech hinten auch wegtun, mal sehen.

Dann das gelbe Rad sauber gemacht, und den Chrom mit Pepsi und Alufolie wieder aufpoliert, und dann noch das Grüne vom Flugrost befreien wollen, aber nur so halbarschig gemacht, weil mir zu warm war …

Fotos: Adam G.

Fortsetzung folgt – Hier geht’s zum Teil 3.


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